Unfallbericht und -Analyse tödlicher Unfall Dingolfing 14.05.25

von Benedikt Bös – 07.06.2025

Unser lieber Freund Kurt Rapp ist am Abend des 14.05.2025 am Flugplatz Dingolfing leider tödlich verunglückt.

Kurt flog mit seinem Octagon/Tornado 280cc und einem Dudek Warp2 18m und zog einen selbst genähten Tube (Schlauch aus GleitschirmStoff mit ca. 10cm Durchmesser) an einem Stück Gleitschirmleine hinter sich her. Nach gut 4,5 Minuten Flug warf er den Tube ab und leitete eine enge Rechtskurve ein, welche aufgrund der geringen Flughöhe von ca. 20-30m zu diesem Zeitpunkt, nach einer 180° Drehung zum Aufprall am Boden führte.
Trotz direkt eingeleiteter Erste-Hilfe-Maßnahmen und einem wenige Minuten später eintreffenden Rettungshubschrauber starb Kurt leider wenige Stunden später im Krankenhaus.

Seine Familie hat mir ermöglicht, seine Ausrüstung und sein Videomaterial zu sichten, um zu prüfen, ob sich hieraus Schlüsse auf die Unfallursache ziehen lassen.

Da die Familie zugestimmt hat, um andere vor ähnlichen Unfällen zu schützen, darf ich die folgenden, von mir gewonnenen Erkenntnisse mit euch teilen.

Kurt flog sehr häufig und auch sehr gerne sehr dynamisch, mit der am Unfalltag genutzten Ausrüstung war er sehr gut vertraut. Auch die Nutzung des Tube war nicht neu und ist auch allgemein bei Piloten/Showteams auf der ganzen Welt im Einsatz.

Eine Besonderheit ist hier aber, dass in aller Regel der Tube an einer Fußschlaufe gezogen wird, und am Anfang des Stoffschlauchs/-bands ein Gewicht befestigt wird. Dadurch hängt es ausreichend tief, um das Risiko eines Kontakt von der Zugleine mit dem Propeller zu minimieren.

Kurt hatte jedoch ein eigenes System und hat seinen Tube über eine ca. 3m lange Gleitschirmleine mit einem Schlüsselband mit Kunststoffverschluss (als Sollbruchstelle) am Bauchgurt seines Gurtzeuges eingehängt. Des Weiteren nutzte er kein Gewicht am Tube.

Da ich mich im Januar 2023 bereits mit ihm über die Unterschiede der Befestigung unterhalten habe, weiß ich, dass er dieses System bereits seit über 2 Jahren im Einsatz hat.

Nach knapp 4,5 Minuten Flug bemerkte er, dass die Zugleine seines Tube (im ruhigen Geradeausflug) den Propeller berührte, weshalb er sich entschied, das Schlüsselband zu öffnen, um den Tube aus ca. 20-30m Höhe über dem Feld neben der Piste abzuwerfen.

Der Grund für die nun unmittelbar nach dem Abwurf eingeleitete starke Rechtskurve lässt sich nur mutmaßen. Als Pilot, der selbst häufig mit ähnlichen Tubes fliegt, gehe ich davon aus, dass er schauen wollte, wo dieser im Feld landet.

Tragischerweise rutschte ihm in diesem Moment jedoch der linke Bremsgriff aus den Fingern, weshalb er die Intensität der Kurve nicht mehr regeln konnte. 

Bei einem hoch beladenen, kleinen, dynamischen Schirm wie dem hier eingesetzten Warp2 18m führte der starke Bremsimpuls rechts zu einer starken Rollbewegung nach Rechts und im Verlauf der 180° Drehung, ging der Schirm auch bereits deutlich auf die Nase, wodurch extrem hohe Sinkgeschwindigkeiten erreicht wurden.

Kurt schaffte es noch, den Bremsgriff wieder zu greifen, war aber bereits zu knapp über dem Boden für eine Korrektur. 

Zwischen dem einleiten der Kurve und dem Aufprall lagen aufgrund der geringen Höhe weniger als 3 Sekunden.

Fazit: 

Dynamische Manöver wie sehr enge Kurven sollten generell nur mit ausreichend Höhe geflogen werden. Wenn diese bodennah geflogen werden, ist unbedingt darauf zu achten beide Bremsgriffe fest in der Hand zu haben. In dieser Höhe gibt es keinen Spielraum für Fehler.

Genießt das fliegen und passt auf euch auf. 

Viele Grüße und Always happy landings 

Bene ParamotorGermany 🪂 🇩🇪 ✌🏼 😊 

P.S. bis zum 15.06.2025 läuft noch unserer Sammlung für eine Spende an die Kinderkrebshilfe anstelle Blumenkränze (Wunsch der Familie).

https://www.paypal.com/pool/9f8nQdAkBh?sr=accr

Wer kein PayPal hat und sich beteiligen möchte kann mich gerne kontaktieren.