PRO TIPP: Was sollte ich vor der Motorschirm Ausbildung beachten?

Du fliegst bereits Gleitschirm und möchtest auch ohne Berge und Winde in die Luft kommen?

Oder bist Du aktuell noch Fußgänger aber begeistert von Tucker Gott’s Flug zu McDonalds?

Wenn Du gerade planst die Ausbildung zum Motorschirmpiloten zu machen, solltest Du dir unbedingt kurz Zeit nehmen und diesen Artikel lesen, in dem ich Dir ein paar Tipps mit auf den Weg geben möchte.
Ich hoffe dir damit ein paar Fehltritte zu ersparen und mit falschen Mythen und Vorstellungen aufzuräumen.

Wichtig: Hier geht’s zu unserer Facebook Gruppe die auch immer mit Rat und Tat zur Seite steht.

1. Startmöglichkeit

Fast alle Motorschirmanwärter, welche bereits Gleitschirm fliegen, möchten die UL-Lizenz machen um öfters und einfacher in die Luft zu kommen.
Was vielen dabei nicht bewusst ist, in Deutschland herrscht ein Flugplatzzwang. Wie beim Gleitschirm fliegen dürfen wir nicht einfach auf einer freien Wiese starten. Als UL Luftsportgeräte benötigen wir einen entsprechenden UL-Flugplatz nach LuftVG §6 oder ein Außenstart- und Landegeländer nach LuftVG §25.
Die §25 Plätze sind keine „zugelassenen Flugplätze“ sondern Grundstücke/Flächen für die es eine temporäre Genehmigung gibt. Dies kann mit Auflagen wie z.B. einer begrenzten Anzahl Piloten, Gastflugregelung, Anzahl Starts/Monat oder Gesamt… versehen sein.

Nun denken sich viele „Das ist ja kein Problem, Flugplätze gibt es ja genug“. Nach erfolgreicher Prüfung und als stolze Besitzer einer neuen Ausrüstung rücken die Piloten dann leider oft am lokalen Flugplatz an und erfahren, dass dort keine Motorschirme starten dürfen, oder das spezielle Regeln zu befolgen sind.

Motorschirme unterscheiden sich z.B. in der Art der Startvorbereitung und den Geschwindigkeiten deutlich von anderen modernen Ultraleichtflugzeugen. Grundsätzlich lässt sich, wie vielerorts bewiesen wird, aber ein problemloser Mischflugbetrieb organisieren.

Häufig haben die Flugplätze aber bereits durch die eigenen Motorflugzeuge schon große Probleme mit Lärmbeschwerden und unterliegen vielen Auflagen. Dies kann ein Grund sein, dass die Platzbetreiber den Start mit Motorschirmen untersagen.
Immer wieder hört man auch die Aussage „da war mal einer da und hat nur Ärger verursacht“, in diesem Zusammenhang hört man auch oft vom rücksichtslosen „um den Kirchturm fliegen“.

Ob begründet oder nicht, erstmal haben die Betreiber das Hausrecht und können entscheiden ob Sie weitere Piloten in Ihren Verein aufnehmen oder nicht.

Daher ist es sehr wichtig, vor Beginn der Ausbildung zu klären wo man starten darf um später nicht frustriert festzustellen, dass man wieder 1h Fahrtzeit hat um in die Luft zu kommen.

Dies macht man am besten persönlich vor Ort, oder durch den Kontakt zu lokalen Piloten den man z.B. in der Facebook-Gruppe findet.

2. Regeln/Vorschriften/Gesetze

Wie oben beschrieben gibt es nicht nur Regeln bei der Startplatzsuche zu befolgen, auch was z.B. die Höhenlimits angeht geistern viele falsche Vorstellungen durch die Gegend.

Wie hoch darf man mit einem Motorschirm fliegen?

Ein Motorschirm ist ein leichtes Luftsportgerät und gehört zu den Ultraleichtflugzeugen. Somit gelten für uns nicht die Regeln der Gleitschirmpiloten, sondern die Regeln für UL-Flugzeuge. In Deutschland darf man somit ohne Transponder im Luftraum E maximal 3500ft AGL, also ca. 1067m über dem Boden, oder 5000ft MSL, sprich 1524m über Meeresspiegel fliegen. Es zählt immer der im jeweiligen Fall höhere Wert.

Durch Lufträume können die Maximalhöhen natürlich eingeschränkt werden.

Die Sicherheitsmindestflughöhe beträgt nach LuftVO §6 über Städten, anderen dicht besiedelten Gebieten, Industrieanlagen, Menschenansammlungen, Unglücksorten sowie Katastrophengebieten mindestens 300 Meter (1.000 Fuß) über dem höchsten Hindernis in einem Umkreis von 600 Metern.
In allen anderen Fällen 150 Meter (500 Fuß) über Grund oder Wasser.

Ausschließlich Segelflugzeuge, Hängegleiter und Gleitsegel /zu denen wir mit Motor nicht gehören) können die Höhe von 150 Metern (500 Fuß) auch unterschreiten, wenn die Art ihres Betriebs dies notwendig macht und eine Gefahr für Personen und Sachen nicht zu befürchten ist. Ein Beispiel wäre das Soaren an einem Waldhang. Mit Motor ist auch hier immer die Sicherheitsmindestflughöhe von 150m über Grund einzuhalten.


Kleiner Hinweis nebenbei, in der motorisierten Luftfahrt wird die Höhe überwiegend in Feet angegeben.

Übrigens sind auch Nachtflüge, also Flüge zwischen Ende der bürgerlichen Abenddämmerung und Beginn der bürgerlichen Morgendämmerung für uns verboten.

3. Equipment und Kosten

Zuletzt möchte ich dir noch einen groben Überblick über die Kosten, oder zumindest über das notwendige Equipment verschaffen.

Sofern dein Gleitschirm eine DULV Musterprüfung oder ein DGAC-Zertifikat hat kannst du ihn auch mit Motor fliegen (bei der DULV Variante aber nur in der geprüften Kombination).

Ansonsten empfiehlt sich in den meisten Fällen einen reinen Motorschirm anzuschaffen, da eine Hybridlösung immer Abstriche mit sich bringt. Entweder der Schirm ist beim Freifliegen nicht so gut, oder beim Motorschirm fliegen.
Wer nur wenige Flüge im Jahr macht, kann aber auch damit sehr gut zurecht kommen. Dann spielen Nachteile wie die langsamere Geschwindigkeit im Motorflug keine große Rolle

Reflexschirm ca. 3.500-4.500€ für einen Neuschirm, gebrauchte sind für 1.500-2.500€ zu finden, am besten frischen Check machen lassen.

Rucksackmotor ca. 5.000-7.000€ für einen neuen Rucksackmotor mit Gurtzeug und Propeller. Gebrauchte sind je nach alter und Zustand teilweise auch schon ab 1.500€ zu finden. Es sind jedoch auch viele Geräte auf dem Markt welche nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen und z.B. deutlich unkomfortabler oder nicht so sicher zu fliegen sind wie aktuelle Systeme. Bei Fragen kannst Du dich gerne an mich wenden.

Trike ca. 8.000-15.000 für ein neues Trike mit Motor. Es gibt auch Trikes an die Rucksackmotoren adaptiert werden können. Desweiteren findet man von der kleinen leichten „Starthilfe“ bis zum schweren 120kg Trike alles. Es gibt auch Doppelsitzer welche problemlos einsitzig genutzt werden können und später mit passender Lizenz zu zweit geflogen werden können.

Rettungsschirm ca. 750-1.500€ Hier kommt es ganz auf den benötigten Gewichtsbereich an.

Helm mit Headset ca. 300-600€ Der Helm sollte einen guten Gehörschutz haben, das Maximum sind aktuell die X5 Gehörschutzkapseln von 3M. Auch wenn man plant auf einer eigenen §25 Wiese oder einem Flugplatz zu starten an dem kein Flugfunk benötigt wird, so würde ich jedem empfehlen einen Helm mit Headset mit Flugfunk Anschluss zu kaufen. Spätestens wenn Ihr mal ein Motorschirmtreffen besuchen oder einen anderen Platz anfliegen wollt ist es ärgerlich wenn Ihr nicht willkommen seid, oder nicht am Flugbetrieb teilnehmen könnt weil Ihr keinen Flugfunk habt.

An vielen Flugplätzen ist der Flugfunk auch eine Grundvoraussetzung.

Flugfunkgerät ca. 300€ Wichtig ist ein Gerät zu wählen welches sowohl in der aktuellen 8,33Hz Rasterung senden und empfangen kann. Hier kann man leicht Geld aus dem Fenster werfen, wenn sich heraus stellt, dass das vermeintliche Ebay Schnäppchen veraltet ist und nicht mehr genutzt werden kann/darf.

4. Vernetze Dich mit aktiven Piloten

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten sich bereits vor dem Start in die Fliegerei mit Piloten zu vernetzen um Fragen zu stellen und zu lernen. Auch ich stehe immer gerne bei Fragen zur Verfügung.

Ich bin in den letzten Jahren bereits sehr viele Motoren geflogen und teile gerne meine Erfahrung was mir gefallen hat und was nicht, beziehungsweise zeige dir worauf du achten musst.

Unter anderem war ich schon mit FlyProducts, Kangook, Nirvana, Fresh Breeze, HSCom, Scout, KobraPPG, PAP, Parajet, FTR, Miniplane und weiteren Systemen in der Luft.

Auch wenn ich mit BGD und FlyProducts zusammenarbeite, so habe ich kein Problem, wenn sich jemand für ein anderes System entscheidet. Melde dich gerne bei mir, wenn ich weiß was Du vor hast kann ich dir auf jeden Fall einen Tipp geben.

Schau doch auch mal in unserer Facebook-Gruppe vorbei 😉

5. Habe ich noch was vergessen?

Schreib mir gerne wenn Du noch weitere Punkte hast um die ich diese Liste ergänzen sollte.

Du kannst mich über die Kontaktseite, oder auf meinen Social Media Kanälen wie Facebook und Instagram kontaktieren. Natürlich kannst Du mir auch eine Nachricht per Whatsapp senden.

Ach, und auf meinem YouTube Kanal gibt es auch ein paar Tutorials und Info-Videos 😉